Leistung und Noten
Lernen, Können und Leistung gehören zusammen. Wer Zeit und Kraft ins Lernen investiert, möchte danach auch mehr wissen und können. Lernerfolg, also der Zuwachs von Wissen und Können, ist im Idealfall kombiniert mit Freude am Lernen und mit Interesse am Lerngegenstand. Freude und Interesse sind wiederum die Grundlage für echte Lernmotivation und für Anstrengung. Dies lässt sich z. B. bei einem Kleinkind beobachten, das unbedingt Laufen lernen will. Dazu braucht es keinen Druck und keine Noten. Es strengt sich an, weil es etwas lernen will.
Umgekehrt kann die Lust am Lernen verloren gehen, wenn die individuelle Lernanstrengung nicht durch Lernerfolg belohnt wird. Lernerfolg wird von vielen Schülerinnen und Schülern und auch deren Eltern oft mit guten Noten gleichgesetzt. Diese Zensuren setzen die individuelle Leistung der einzelnen Schülerin oder des einzelnen Schülers in Relation zu den Anforderungen der jeweiligen Schulart und der Jahrgangsstufe sowie zum Leistungsstand der Klasse. Gleichwohl können Noten nie gerecht sein. Dies liegt z. B. daran, dass Leistung von vielen Faktoren abhängt. Die individuellen Lernvoraussetzungen des einzelnen Lernenden oder der Unterricht sind nur ein Einflussfaktor. Die Erziehungswissenschaft weiß schon seit Jahren, dass externe Faktoren (z. B. Elternhaus, Muttersprache, psychische Einflüsse und sogar das Geschlecht) einen erheblichen Einfluss auf die Leistung und damit auf die Noten haben. Noten haben also nur eine sehr begrenzte Aussagekraft hinsichtlich der Lernleistung und der Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler.
Gleichwohl sind Zensuren fester Bestandteil des gymnasialen Schulsystems in Bayern und werden von einer Mehrheit von Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern auch eingefordert. Ziffernnoten haben allerdings den Nachteil, dass es sich um eine verallgemeinernde und abstrakte Leistungsrückmeldung handelt und dass Leistungsanstrengung und individueller Leistungszuwachs durch Schulnoten nur unzureichend abgebildet werden können. Deshalb werden am gyMRiem, wo immer möglich und sinnvoll, Noten durch alternative Rückmeldungen zu Leistung, Anstrengung und Verhalten ersetzt. Hierbei sollen insbesondere persönliche Stärken, soziales Engagement und individuelle Lernanstrengungen und Lernergebnisse in den Blick genommen werden. Individuelle Feedbackgespräche zwischen Lehrkraft und Schülerin bzw. Schüler haben – wissenschaftlich erwiesen – einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Lernleistung als Noten, die eine Lernleistung lediglich rückwärtsgewandt beziffern. Einen noch positiveren Einfluss auf das Lernen haben Feedforwardgespräche, die dem Schüler oder der Schülerin bereits während des Lernprozesses Hinweise geben, wie er oder sie erfolgreicher Lernen kann. Das passiert am gyMRiem z. B. in den SOL-Phasen und beim Lern-Coaching.
Leistungsnachweise am gyMRiem
Bei den klassischen schriftlichen Leistungsnachweisen unterscheidet die Gymnasiale Schulordnung GSO zwischen …
1. Großen Leistungsnachweisen (z. B. Schulaufgaben und Klausuren)
2. Kleinen Leistungsnachweisen (z. B. kurze schriftliche Tests über den Inhalt der letzten Stunde)
Große schriftliche Leistungsnachweise werden am gyMRiem innerhalb der Jahrgangsstufe zeitlich und inhaltlich koordiniert. Das heißt, sie finden in der Regel am selben Tag statt und sind inhaltlich weitgehend identisch. Die Anforderungen, die in diesen Schulaufgaben gestellt werden, sind also je Fach und Jahrgangsstufe für alle Schülerinnen und Schüler vergleichbar. Auch die Art der Korrektur wird im jeweiligen Fach-Team der Jahrgangsstufe abgestimmt.
Kleine schriftliche Leistungsnachweise werden am gyMRiem stets vorher angekündigt. Die Schülerin bzw. der Schüler kann also nicht von einer „Stegreifaufgabe“ überrascht werden.
Alternative Leistungsnachweise
Klassische schriftliche Schulaufgaben können teilweise auch durch alternative Prüfungsformate ersetzt werden, so z. B. durch mündliche Schulaufgaben, durch Präsentationen oder Projektschulaufgaben. Wo immer solche Alternativen möglich und sinnvoll sind, greifen wir am gyMRiem darauf zurück, um z. B. auch Schülerinnen und Schülern, die mit schriftlichen Aufgabenstellungen weniger gut zurechtkommen, eine Alternative anzubieten.
Eine Besonderheit am gyMRiem sind unsere „Gelingensnachweise“.
Gelingensnachweise (GN) sind kurze Tests zu Themen, die im Unterricht durch die Schülerinnen und Schüler erarbeitet wurden. Sie zeichnen sich durch einen gewissen Freiheitsgrad hinsichtlich des Zeitpunkts, des Inhalts und/oder der Wiederholbarkeit aus. GN zählen als kleine Leistungsnachweise. Sie sind in schriftlicher, mündlicher oder anderer Form (z. B. Präsentation, Plakat, Video, Podcast …) möglich. Unsere Lehrkräfte setzen Gelingensnachweise insbesondere im Zusammenhang mit SOL-Einheiten ein, weil dort die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich in individueller Geschwindigkeit und Intensität auf die Prüfung vorzubereiten. Außerdem besteht im freien SOL-Setting auch die Möglichkeit, sich bei einer „verpatzten“ Prüfung auf eine Wiederholung vorzubereiten und an dem zu arbeiten, was beim ersten Mal noch nicht so gut geklappt hat.
Folgende Arten von Gelingensnachweisen werden am gyMRiem ausprobiert:
a) Den Schülerinnen und Schülern werden mehrere Termine angeboten, an denen sie den GN durchführen können. Möglich ist auch, dass sie in einem vorgegebenen Zeitraum den Zeitpunkt des Tests individuell wählen können.
b) Die Schülerinnen und Schüler können auswählen, zu welchen Themen der SOL-Einheit sie geprüft werden wollen. Hier ist z. B. denkbar, dass sie von vier möglichen Themen zwei für einen GN auswählen können.
c) Die Schülerinnen und Schüler können einen GN wiederholen. Es zählt dann das bessere der beiden Ergebnisse. Zwischen der Wiederholung erhalten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, am Thema zu arbeiten.
Gelingensnachweise haben insbesondere den Vorteil, dass sich die Schülerinnen und Schüler individueller darauf vorbereiten können als auf klassische schriftliche Leistungsnachweise. Bei der Variante, dass sie ein zweites Mal geschrieben werden können, verringern sich auch Nervosität und Prüfungsangst, weil es eine „zweite Chance“ gibt. Diese wurde in der Vergangenheit bereits von vielen Schülerinnen und Schülern erfolgreich genutzt. So lernen sie, dass sich Anstrengung lohnt und eine zunächst unbefriedigende Note keine endgültige Beurteilung der eigenen Leistungsfähigkeit darstellen muss.
